Intro

De la Adam știm că mărul e o chestie care îți stă în gât când ți-e lumea mai dragă și îți dă un trip pe cinste. În povestea asta, din care primul Om nu se va mai trezi ever, suntem la fel ca Wilhelm Tell. Care ce făcea? Încerca să nimerească mărul așezat pe capul fiului. Să te apuci de scris e cam același lucru și ar fi indicat să nu îți tremure mâna.

vineri, 18 martie 2011

Geschichte mit Hintergrund

                 Das hat mir noch gefehlt, die Verrückten am Halse! verfluchte sein Schicksal Genosse Komarom während er zwei Treppen auf einmal nahm, hinauf, in sein Büro. Zu früher Stunde hatten ihn zu Hause die Freunde aus Bukarest angerufen, um ihn zu warnen, dass ihm in jedem Augenblick ein Besuch von den Kontrolleuren  der Schwarzmarktpraktiken bevorstand, die seine Bucheintragungen nach Heller und Pfennig  durchleuchten werden würden. Selbstverständlich sprachen sie nur in Andeutungen, aber der Genosse Direktor der Temescher Kreisdirektion für Lebensmittelversorgung verstand den Wink  und machte sich sofort auf ins Büro. Es war kein Monat vergangen, dass sie einen gleichgestellten Verwalter in der Hauptstadt erschossen hatten, weil sie ein Loch von einigen Millionen in seinen Haushaltsbüchern festgestellt hatten.  
 Na, großartig! ging es Genossen Komarom durch den Kopf. In den Ladenregalen herrschte gähnende Leere, außer vietnamesischen Krabbenkonzentrat war nichts mehr zu kriegen, weil die einheimische Produktion samt und sonders in den Export ging. Aber das würden die von oben nie eingestehen wollen, denn das würde die Leute auf die Barrikaden bringen. Nein, es war viel einfacher solche wie ihn zu Sündenböcken zu stempeln, sie zu beschuldigen, die Ware zu horten anstatt sie zu verkaufen, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verhökern – mit ein Paar Handschellen und einer Kugel war die Sache dann schnell gelöst. Und alle waren zufrieden! Die da oben, weil sie so den Schlamassel los waren, die da unten hingegen, hatten wen zu steinigen. Na, großartig, ja! erboste sich der Mann und stieß die Tür zum Sekretariat weit auf.
 „Morgen!”
 „Schönen Guten Morgen!”, lächelte ihn Genossin Aglaia von der anderen Seite der Schreibmaschine aus  an. Sie schrumpfte aber förmlich ein,  als sie den Chef verstimmt sah. „Ist was passiert?”, fragte sie, wie um einen Versuchsballon zu starten.
„Lass das, heute steh ich nicht auf Konversation!” fuhr sie der Direktor an und verschwand in seinem Büro.
Der Genosse Komarom ließ Hut und Mantel in die Ecke fliegen,  in die Richtung des  Kleiderständers, um sich sofort ans Fenster zu stellen, aufgeschreckt von einem heiseren Hupen. Auf der Straße stand aber nur ein Taxi, dessen Fahrer so seiner Geliebten,  der  Pförtnerin,  huldigte.  Ohne es wahr zu nehmen atmete der Direktor erleichtert auf, blieb aber am Fenster stehen. Über dem Weg zeichnete sich die elegante Silhouette des Continental Hotels ab,  das  an der Stelle erbaut worden war,  wo sich ehemals  die alte Siebenbürgener Kaserne in den Boden grub, mit ihrem Gewirr von Tunnels und Kasematten, voll von Ratten und verschimmelten Pfützen. Tja, durchfuhr es den Mann vor dem Fenster, alle Ruinen wurden flach gelegt, nur ich muss mich mit dieser uralten Hütte voller Schimmelpilz begnügen. dabei heißt sie auch noch Mercy-Palast - ein Scheiß Palast ist das! Bis unsere Institution hier einzog, war das doch ein Gefängnis für mehr als einem Jahrhundert.
Genosse Komarom riss auf einmal die  Augen auf vor Schreck. Zum ersten Mal wurde ihm der ursprüngliche  Verwendungszweck des Gebäudes bewusst, was ihm Schauer über den Rücken trieb. Na also, nachdem ich zehn Jahre lang Tag für Tag in einem Gefängnis gesessen habe,  sollte man meinen, dass ich Bescheid weiß über das Thema. Allerdings saß anstelle eines Wärters die Sekretärin vor meiner Tür und meine Zelle war mit Telefon und breiten Fenstern ausgestattet, lächelte der Direktor bitter.
 „Liebste, mach mir bitte einen Kaffee! Von dem guten!“, ließ der Mann sich aus der halb geöffneten Tür hören, der das Fenster verlassen hatte, um zu seinem Bürotisch zu gehen, einem breiten, klobigen Ding, das von Papieren übersät war.
Die Sekretärin trat ein mit der dampfenden Kaffeetasse in der Hand, die sie neben das Telefon stellte.
„Danke, Liebste“, murmelte der Genosse Komarom, den das starke Aroma des heißen Suds etwas beruhigte.
Gleichzeitig langte er zum Telefon. Er wählte eine Nummer vom Innendienst und wartete. Besetzt. Er begann, mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln, wartete auf das Tonsignal und versuchte es erneut. Noch immer besetzt. Der Direktor geduldete sich ein wenig, nahm einen Schluck Kaffee, zündete sich eine Zigarette an. Er tat einen tiefen Zug, zählte die Minuten, drehte die Zigarette zwischen Daumen und Finger, während er die Asche abstreifte, so dass das Zigarettenende spitz aussah in dem rubinfarbenen Aschenbecher und schließlich wählte er die Nummer erneut. Als Antwort kam dasselbe Besetztzeichen, was nichts anderes bedeuten konnte, als das am anderen Ende jemand über den Gang der Welt palaverte oder ganz einfach keinen Bock hatte, um die Uhrzeit gestört zu werden und das Telefon von der Leitung genommen hatte.
„Dem Pferd sein Schwanz“, fluchte Genosse Komarom, ins Idiom seiner Muttersprache fallend, „jetzt komm ich euch besteigen“, und sprang auf.
Und tatsächlich - der Direktor stürmte durch das Sekretariat ins Treppenhaus und ließ die Tür hinter sich zu krachen. Er durchquerte den Innenhof,  wo einige Lastwagen der Marke Carpați vor sich hin rosteten - dabei hab ich sie doch gewarnt, dass  ohne die nötigen Ersatzteile bald der gesamte Wagenpark im Arsch ist und ich die Lebensmittel huckepack nehmen werde, um sie aus zu liefern - erboste sich der Mann im Stillen und machte eine scharfe Kurve um den Stapel  bunter Getränkekisten, die den Eingang zur Lagerhalle versteckte. Er drang in den dunklen, engen Korridor ein und stolperte sofort.  Als sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnt hatten, merkte er, dass das Hindernis ein Stapel von Dossiers war, deren Papiere von Feuchtigkeit verklebt waren wie ausgestorbenes Meeresgetier, das am Versteinern war, sich in Fossilien verwandelte bevor es zur Wiederaufbereitung kam.

Der Genosse Komarom sparte sich diese Gedankenspiele, die ihn an den Geologie-Unterricht erinnerten,  für ein anderes Mal auf; vor seiner Karriere im Lebensmittelbereich, der organischen Chemie, hatte er besonders im Fach Geologie geglänzt. Es war nun Mal so, dass es nicht jedem gegeben war, epochale Funde zu machen und Dinosaurier-Eier zu finden, deshalb hatte er die Sicherheit des täglichen Brotes gewählt und eines Eierkorbs dazu und - warum nicht - auch eines täglichen Huhnes im Suppentopf. Gar nicht mehr zu reden davon, dass inzwischen die Hühnereier viel geschätzter, weil rarer als die der Dinosaurier waren.

Der Direktor tastete sich vorsichtig vor in der düsteren Eingangshalle. Obwohl draußen heller Wintermorgen herrschte, konnten sich  nur einige spärliche Sonnenstrahlen durch die Gitterstäbe an den Fenstern stehlen.  Im restlichen Raum herrschte Zwielicht, das von Stelle zu Stelle eine grüne Tür erkennen ließ, wie ausgeschnitten in der ebenfalls grünen, aber dunkleren Wand, - da waren  die Verliese der  ehemaligen Zellen. Obwohl der Mercy Palast seit langem nicht mehr als Gefängnis diente, war alles so geblieben wie vor einem Jahrhundert.  In den ehemaligen Zellen stapelten sich jetzt die Bücher aller Lebensmittelläden aus dem Kreis, die Dossiere besetzten jeden Winkel. Ein einziges Zimmer hatte man im selben Zustand gelassen wie vor Zeiten, mit den Pritschen und alles anderem. wo die beiden Angestellten der Archivabteilung ihren Arbeitstag verbrachten. Eben jene, die nicht ans Telefon gegangen waren. Der Genosse Komarom kam überfallartig über sie und tatsächlich fand er sie so, wie er es erwartet hatte, nämlich schlafend, vor.  In der stickigen Zimmerluft stach der Gestank von schmutzigen Socken und saurem Bier hervor. Seltsam nur, dass keine Bierflasche zu sehen war, wunderte sich der Direktor, nachdem er die nackte Glühbirne an der Decke angeknipst hatte. Die Leitung des Telefons war aus der Steckdose gezogen worden und baumelte herab. Der Direktor steckte sie wieder ein und klatschte in die Hände.    
- „Hallo, Morgen die Genossen! Was denn, legen wir uns jetzt auf dem Arbeitsfeld schlafen?“
Die Archivare saßen schlaftrunken auf von den zerschlissenen Matten. Für Augenblicke wollten sie ihren Augen nicht trauen. Seit etlichen Jahren, seit sie ihren Arbeitsplatz hier hatten, war ihnen noch kein derartiger  Besuch beschieden worden. Ehrlich gesagt, verirrte sich kein Schwein zu ihnen. Sie wurden ausschließlich  per Telefon in die Buchhaltung beschieden, mit ihrem Wägelchen, um eine neue Fuhre von Papierkram abzutransportieren in ihre Gruft. Ansonsten passierte gar nichts. Da waren nur sie, der Schimmel, die Ratten und als Zugabe die Kellergespenster, von denen jedermann wusste, das es sie gab, die aber noch niemand gesehen hatte, die sich durch das unerklärliche Verschwinden verschiedenster Sachen bemerkbar machten. Und nun der Direktor. 
 „Mhm, Morgen, Genosse Direktor!“, stammelte verschlafen Genosse Ilie und sah mit freudigem Erstaunen diesmal, dass sich die Bierflaschen vom Tisch in Luft aufgelöst hatten. Das passierte nicht zum ersten Mal. Es verging kein Tag ohne dass die angebrochenen Flaschen,  Bier, Wodka oder Rum, die sie stehen gelassen hatten, verschwanden.  Anfangs hatte er noch die Kellergeister dafür verantwortlich gehalten, aber schnell seine Meinung geändert. Geister saufen nicht.  Oder doch? danach hatten sie die Arbeiter vom Wein- und Alkoholika-Lager verdächtigt. Die soffen alles, was ihnen in die Hände fiel. Waren das die Täter? Keine Rede davon. die hatten Kisten weise Wein gehortet und der Schnaps floss bei ihnen wie aus dem Wasserhahn. Das Wasser aus der Leitung benutzten sie nur, um die angebrochenen Flaschen wieder auf zu füllen nachdem sie ihren Obolus entnommen hatten. Die hatten mehr als genug.  So dass Genosse Ilie und sein Kollege Paraschiv sich fassungslos eingestehen mussten, dass sie überhaupt keine Erklärung dafür hatten, dass die Flaschen verschwanden, bis sie aus dem täglichen Rausch aufwachten. Sie hätten ja reihum trinken und schlafen können, konnten sich aber nie auf die gegenseitige Abwechslung einigen.  Das spielte jetzt aber auch keine Rolle mehr.   

 „Auf die Beine mit euch!“, donnerte sie Genosse Komarom an. „in fünf Minuten seid ihr mir mit allen Kassenregister für dieses Jahr zurück! Schnell, schnell, es brennt!“ 
 „Na schön, das hat sich gleich“, brummte Genosse Ilie und ging seinem Genossen voraus.
In dem düsteren Raum widerhallte das Krächzen der Wägelchen. Ungeduldig folgte der Direktor  den beiden Archivaren. Sie gelangten alle drei in ein niedriges Zimmer und tapsten  die Regale  entlang beim Schein einer Taschenlaterne.
 „Aber wo sind sie denn?“ entfuhr es dem Genossen Ilie.
 „Hier müssen sie sein. Ich hab sie doch selber hingetan!“, antwortete sein Genosse verblüfft. 
„Sind sie aber nicht!“ brüllte fast der andere.
 „Müssen aber sein!“ donnerte drohend der Direktor.“Ihr findet sie mir im Mauseloch und bringt sie mir im Maul!“
Die Archivare suchten immer hektischer nach den Registern, stachelten sich gegenseitig an bis das Verlies zu summen ansetzte wie ein Bienenstock, der mit einem Knüppel angestoßen wurde. Dann setzte plötzlich Stille ein.
 „Guck mal!“ rief der Archivar Ilie und deutet auf eine Spur von verstreuten Papieren, die man im Lichtkegel der Laterne sehen konnte; sie führte vom untersten Fach eines Regals in das anschließende Zimmer. 
Die drei Männer beäugten die Stelle und wechselten über in die andere Zelle. Die Akten säumten den Weg bis an die hintere Wand. Die Archivare folgten ihm, der Direktor ihnen nach. Ab und zu bückte er sich, sammelte eine Akte ein und stapelte sie auf seinem Arm. Die Spur führte zu einer eisernen Tür ohne Gitter.
 „Die Zelle der zum Tode Verurteilten“, murmelte Genosse Ilie.
 „Lass das!“ entgegnete der Direktor verstimmt.“Sache ist, dass die Dossiers entwendet wurden und jemand sie da eingesperrt hat. Wer hat das getan?“
 „Wir nicht!“, riefen die Archivare mit einer Stimme.
 „Wer aber sonst?“ hackte Genosse Komarom nach.
 „Vielleicht die Gespenster“, wagte sich Paraschiv hervor.
 „Das glaub ich gern!“ raunzte ihn der Direktor an. „Öffnet die Tür.“
“Wissen Sie, hier war niemand mehr drinnen seit…”
 „Seit wann?“
„Seit es das Gefängnis nicht mehr gibt“.
 „Das werden wir ja sehen. Öffnet die Tür“.
 „Uns fehlen die Schlüssel. ich glaube nicht, dass sie jemand hat. Wir werden die Tür aufbrechen müssen“, meldete Ilie und machte sich auf, einen Vorschlaghammer zu suchen.
Die Archivare mühten sich abwechselnd ab, einige Minuten lang, bis der dicke Riegel nachgab und die Tür aufsprang.
 „Genosse Komarom, wissen Sie, wir hätten noch etwas zu erledigen…“hub Ilie an.
 „Die Register in Ordnung bringen und… es ist noch so viel zu tun…“ sagte Paraschiv, wie um sich zu entschuldigen.
 „Euch hat plötzlich die Arbeitswut gepackt?“, parierte der Direktor gehässig ihr Ansinnen. „Verschwindet, ihr Waschlappen!“
Der Direktor griff sich eine Laterne und trat in den Raum. Der schwache Lichtkegel  brachte Kritzeleien an den Wänden zu Tage. Die älteste war in gotischer  Schrift und  das Werk eines Beutelabschneiders aus dem 19. Jahrhundert, der eine Frau um Vergebung bat, ob es sich um sein Opfer oder um seine Mutter handelte, war nicht mehr klar zu verstehen. Die neueste,  deren Buchstaben tief eingeritzt waren, war kaum dreißig Jahre alt und das Bekenntnis eines antikommunistischen Untergrundkämpfers: Hier werde ich bis zum letzten Augenblick auf das Eintreffen der Amerikaner warten! und, etwas weiter, in Richtung Tür: Sie sind ausgeblieben!
Der Genosse Komarom ließ  ab vom Entziffern der Inschriften und richtete den Lichtkegel nach unten, auf den Fußboden.  Er sah sofort einige verstreute Papiere, aber,  noch seltsamer: Fußstapfen, klar abgezeichnet im fingerdicken Staub. Die geheimnisvollen Spuren endeten vor der gegenüber liegenden Wand, ohne dass  Spuren zurück geführt hätten. Der Direktor fasste den Vorschlaghammer mit beiden Händen und schlug zu. Er stürzte über die Wand, die nachgab. Er war auf eine Ziegelmauer  gefasst  gewesen, aber da war  nur ein Verhau von Brettern, mit Lehm verkleistert und geschickt übertüncht, ein geheimer Eingang  in einen unbekannten Gang. Genosse Komarom rappelte sich auf und spitzte die Ohren. Er glaubte, etwas zu hören.  Er hob die Laterne auf und knipste sie an. Das gelbe Licht sprang zur nächsten Krümmung in der unterirdischen Galerie.  Er folgte dem Tunnel. Jetzt war er sich schon fast sicher, dass irgendwo vor ihm ein lebhaftes Getümmel vor sich ging.  nach der nächsten Krümmung öffnete sich vor ihm ein langer Durchgang unter einem gemauerten Gewölbe. Am anderen Ende, an die Wand gedrückt, zuckten menschliche Wesen zusammen, suchten dem Lichtkegel  zu entfliehen.
 „Wer seid ihr?“ brachte der Direktor hervor.
Von drüben antwortete eine Stimme im  Wisperton,  auf Ungarisch, wie ihm schien:
 „Guter Mann, lass es sein. Verlasse den Ort und kehre nie zurück. Sage niemandem von uns.“
 „Ist ja gut…aber…“. Genosse Komarom näherte sich den menschlichen Gestalten. Im Licht der Laterne konnte er vier Männer, drei Frauen und fünf Kinder erkennen.
Der Direktor musterte sie aufmerksam. Nach den Kleiderfetzen zu schätzen, die sie trugen, der weißlichen, schmutzigen Hautfarbe, den wilden,  langen Bärten und ihrem Entsetzen vor fremden Leuten, handelte es sich um Wilde. Oder um verwilderte Menschen. Jedenfalls nicht um Gespenster. 
 „Und was habt ihr hier zu suchen?“, fragte Genosse Komarom, dessen Neugier geweckt war, “vor wem versteckt ihr euch?“
 „Hier sind wir geboren worden!“ setzte ein junger Mann an.“Wir, unsere Eltern und ihre Eltern schon.  Dieser Tunnel verband das Gefängnis mit dem Tribunal. Als er an beiden Enden zugemauert wurde, war er nicht mehr zu benutzen, aber der eine oder andere, der ihn kannte, schlich sich hier ein.  Der letzte vor fünfzig Jahren. Ob es Kriminelle waren, Diebe oder Unschuldige - wir wissen es nicht und nach so langer Zeit zählt es auch nicht mehr.  Hier unten sind wir freie Leute. Der Preis dafür ist, dass wir uns verstecken müssen.“
 „Und wovon lebt ihr?“
„Von dem, was wir in den ehemaligen Zellen finden, denn weiter wollen und können wir uns nicht fort wagen. Die große Tür am Eingang ist nachts versperrt von drei Schlössern und tagsüber, wenn sie offen ist, trauen wir uns nicht über die Schwelle, da das starke Licht von draußen uns schadet. Einmal, vor zehn Jahren,  hat sich einer von uns vorgetraut, ist aber noch auf der Schwelle in Ohnmacht gefallen. Wir mussten ihn auf unseren  Armen zurückbringen  und danach hat er nicht mehr lange gelebt. Das Licht ist nichts für uns, mein Herr. Oder Genosse, wie ihr euch dort draußen nennt.“
 „Tja, davon, was ihr findet, sagst du…das Wasser rinnt von den Wänden, irgendwo ist wahrscheinlich ein Rohr geplatzt, dann und wann ein Bierchen, schau mal, wie sich da die leeren Flaschen stapeln - wenn das die Genossen Archivare wüssten - und was Nahrung anbelangt, ernährt ihr euch mit - hallo, aber was ist denn das?“ unterbrach sich Genosse Komarom als er den  Haufen Dossiere erblickte.
“Genau damit”, bestätigte ihm der junge Mann.
„Sind sie denn schmackhaft?“ entfuhr es dem verblüfften Direktor.
„Solange sie frisch sind“, antwortete der junge Mann und schnalzte genießerisch mit der Zunge.
 „Frische?“ stieß Genosse Komarom hervor und stürzte sich auf die Akten. „Mein Gott, ihr habt mich erledigt! Die Kontrolleure, die Eintragungen in den Büchern…ich bin fertig gemacht. Was bleibt mir noch übrig? Der Knast und das Exekutionskommando warten auf mich!“, schüttelte sich der Direktor vor Pein und rannte zum Ausgang.
Er hastete verzweifelt die Stufen zu seinem Büro empor, um in der Tür wie versteinert stehen zu bleiben. Auf den  Ledersesseln saßen zwei  Leute in grauen Anzügen, die sich ihm wie auf einen Wink hin gleichzeitig  zuwandten.
 „Hallöchen; Guten Morgen Genosse Direktor! Sie müssen sich aber nicht so beeilen, wir haben alle Zeit der Welt“, bleckte der Ranghöhere die Zähne.
 „Tschuldigung, wir waren so frei und haben uns aus Ihrer Kaffeekanne bedient, die Genossin Sekretärin war so nett und brachte sie uns. Erstklassige Ware! Ich meine den Kaffee“, sagte der eine, was den anderen zum  Kichern brachte. „Ist der vom Schwarzmarkt?“
“Keine Ahnung, war nur ein Geschenk…”, wand sich der Direktor wie unter Schmerzen.
 „Ach so, ein Geschenk!“ lachte der  Chef-Anzug, sichtlich vergnügt, dass er  den  da,  der vor ihm in der Tür stand, schon zum Zittern gebracht hatte.
 „Da sie schon stehen, machen Sie sich doch gleich auf die Socken und bringen uns aller schnellstens die Buchhaltungsbücher aus dem letzten Jahr“, schlug der Stellvertretende Chef-Anzug vor, nicht ohne auf das Nicken des anderen zu achten.
 „Wie auch nicht! Wird sofort gemacht!“, sagte der Direktor mit einer kaum merklichen Verbeugung, während er wie von einer Idee erleuchtet, zu lächeln begann, sich aber gleich wieder im Griff hatte.
Doch seine Gegensacher hatten die seltsame Reaktion des Genossen Komarom  bemerkt und warfen sich verdutzte Blicke zu. „Hatt der jetzt durchgedreht?“ schienen sie sich zu fragen.
Inzwischen war der Direktor im Treppenhaus verschwunden und niemand hat ihn jemals mehr gesehen.

Übersetzt aus Rumänisch von Helmut Britz

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